Ab Januar 2022 habe ich mich erstmals 100% selbständig gemacht. Ich bin also das erste Mal seit meiner Ausbildung zum Polygrafen keinem Arbeitgeber verpflichtet.
Bereits einige Jahre zuvor, habe ich private Kunden bedient. Mit Hochzeitsfilmen, Fotoaufträgen oder grafischen Arbeiten. Das war dann jeweils ein Verdienst dazu. Ein Lohn, den ich meist für die Anschaffung von neuem Equipment eingesetzt habe. Etwa für ein neues Objektiv, Licht- oder Tonequipment. Später habe ich mein Angestelltenverhältnis reduziert um mehr private Projekte realisieren zu können. Bis ich schlussendlich meinem damaligen Arbeitgeber die Kündigung gereicht habe. Nach 5 ½ Jahren als Projektleiter einer Werbeagentur.
Ganz ehrlich. Die ersten beiden Monate waren nicht einfach für mich. Ende 2021 hatte ich sehr viele Jobs und habe mich kaum darum gesorgt, dass ich ab Januar 2022 keine Arbeit haben könnte. Das «Januar-Loch» ist in der grafischen Branche stets ein bekannter Faktor. Aber das war anders. Ich habe tatsächlich praktisch keine Aufträge weder akquiriert, noch erhalten. Der erste Monat war jedoch teuer, da ich diverse Versicherungen für mein eigenes Business abschliessen musste. Ich stand jeden Morgen früh auf, setzte mich an meinen Arbeitsplatz und habe Akquise betrieben – aber erfolglos. Zwischendurch habe ich mir neue Kenntnisse angeeignet, in der Hoffnung, dass mich neu erlerntes weiterbringen möge. So vertiefte ich mich in Marketingtexten und Verkaufsstrategien. Ich trieb da also auf dem Meer und sah kein Land in Sicht.
Wie bei einem Sommerregen tröpfelten dann nach und nach erste kleinere Aufträge in mein E-Mail Postfach. Das unangenehme Gefühl wollte jedoch nicht weichen, da meine Liquidität dennoch weiter sank. Der Regen wurde langsam lauter und die Wochen haben sich mit mehr Aufträgen gefüllt. Die Kunden kamen jedoch nicht durch meine fehlgeschlagenen Akquise-Bemühungen zu mir, sondern über meine Website, Social Media oder über word-to-mouth. Als ich das begriff, fing ich an dem «Prozess» zu vertrauen. Ich habe meine Akquise Bemühungen gestoppt und die dadurch vorhandene Zeit für meine persönliche Weiterbildung eingesetzt.
Während ich diesen Artikel schreibe, ist Sommer. Richtig Sommer. Mit Hitze, Sonnenbrandgefahr und – mit Ferien. Grosse Projekte finden aktuell nicht statt, sondern werden nach den Sommerferien angerissen. Ein erneuter Zeitraum für meine kreative Auszeit und Weiterbildung. Wir werden sehen, was die Zukunft bereit hält.